Zum Bildungsgedanken in Kindertageseinrichtungen
1 Bildung in Kindertageseinrichtungen
1.1 Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Bildung in
Kindertageseinrichtungen:
Bildung und Erweiterung der Bildung durch lebenslanges Lernen sind zentrale Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die frühen Bildungsvorgänge der Kinder sind die Basis für spätere Bildungsprozesse Jugendlicher und Erwachsener. Kindertageseinrichtungen sind dabei in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag besonders bedeutsam. Sie sind die Bildungsinstitutionen, denen die Kinder zuerst begegnen.
Kinder werden mit neuen Anforderungen konfrontiert, die wir heute noch nicht kennen und müssen sich in immer neuen Lebenssituationen zurechtfinden. Die Vorbereitung darauf, dass sich Lebensbedingungen ständig wandeln, ist eine grundlegende Aufgabe zukunftsorientierter Bildungsinstitutionen. Sie unterstützen Kinder darin, Zutrauen in eigene Lernfähigkeiten entwickeln und Lern- und Problemlösekompetenzen zu erwerben.
Um diese Zukunftsaufgabe bewältigen zu können, sind Kindertageseinrichtungen aufgefordert, Bildungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen, so dass jedes Kind individuell gefördert und begleitet wird. Nur so können Begabungen erkannt und gefördert sowie Entwicklungsrückstände aufgeholt werden. Der Schuleintritt ist dafür ein zu später Zeitpunkt. Es gilt vielmehr, die Bildungsprozesse von Kindern schon früh auch außerhalb der Familien zu unterstützen.
1.2 Zum Bildungsverständnis in Kindertageseinrichtungen:
Bildung beginnt mit der Geburt. Von Anfang an setzen sich Kinder aktiv und neugierig mit der Welt auseinander und entwickeln nach und nach ein Verständnis von Zusammenhängen. Mit fortlaufendem Alter erweitern, differenzieren und erneuern sie ihr Bild von der Welt.
Bildung vollzieht sich dabei in komplexen Zusammenhängen. Kinder entwickeln ihre Fragen aus Alltagszusammenhängen heraus, die immer gleichzeitig verschiedene Lernherausforderungen beinhalten. „Keine Alltagssituation trägt die Aufschrift: Hier handelt es sich um eine soziale, emotionale oder motorische Lernaufgabe. Jeder muss selbst herausfinden, welche Fähigkeiten er einsetzen kann, um Lösungen für alltägliche Aufgaben zu finden" (Schäfer 2003, S. 32). Kinder entdecken die Welt ganzheitlich. In der Vielfalt des Alltags lernen sie zu sprechen, Probleme kooperativ zu lösen, gute Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen aufzubauen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Fragen nachzugehen, nach dem Sinn des Lebens zu fragen und mehr. Vieles erschließen sie sich dabei über das Spiel, das in der Kindheit ein zentrales Bildungsmoment darstellt. Kinder machen sich „über ihre Sinneserfahrungen und ihr Handeln ein Bild von der Welt, entwickeln innere Strukturen, auf denen alles spätere Denken und Fühlen der Kinder aufbauen wird. „.Aneignung von Welt' ist eine Aktivität der Kinder, die niemand für sie übernehmen kann" (Lae-wen/Andres 2002 Seite 40). Bildung ist damit vor allem Selbstbildung.
Dieses Verständnis von früher Bildung als Selbstbildung geht mit einem Perspektivwechsel der pädagogischen Arbeit einher. Während Bildungseinrichtungen bislang häufig fragten, wie Erwachsene Kindern etwas vermitteln können, gilt es unter diesem Blickwinkel eher zu fragen, welche Bedingungen Kinder brauchen, um selbst Fragen stellen und Antworten suchen zu können. Das hat unmittelbare Konsequenzen für die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher. Ein solches
Bildungskonzept verlangt von den Erwachsenen die Bereitschaft, Offenheit und Kompetenz, differenziert und sensibel zuzuhören und zu beobachten sowie den Kindern individuell neue Bildungsthemen zuzumuten.
„Unter Selbstbildung verstehen wir die Tätigkeit, die Kinder verrichten müssen, um das, was um sie herum geschieht, aufnehmen und zu einem inneren Bild ihrer Wirklichkeit verarbeiten zu können. Wenn sie das nicht tun, sind wir als Pädagogen machtlos. Gehen wir von dieser Tätigkeit der Kinder aus, setzt das voraus, dass wir wissen, was in den Köpfen der Kinder vor sich geht. Das erfahren wir aber nur, wenn wir uns mit ihnen darüber verständigen" (Schäfer, klein & groß 04/04, S. 7).
Ein solches Bildungsverständnis bedeutet allerdings nicht, dass die Rolle der Erwachsenen gering zu achten ist, sondern erfordert im Gegenteil eine sorgfältige Planung und Begleitung durch sie.
Dabei ist die Bandbreite der Entwicklungsprozesse in früher Kindheit groß. Einige Kinder können sich schon gut bewegen und laufen, aber sich nur mit wenigen Lauten ausdrücken. Andere Kinder hingegen können schon sprechen, aber noch nicht laufen. Wenn sich solche unterschiedlichen Entwicklungen in einem bestimmten zeitlichen Korridor vollziehen, ist das kein Problem. Die Kinder verlagern ihre Aufmerksamkeit und ihre Interessen und holen Entwicklungen nach. Erzieherinnen und Erzieher erleben in allen Bereichen deutliche individuelle Unterschiede. Das pädagogische Können besteht darin, dem Kind seine spezifischen Lerninteressen und Zeitbedürfnisse zu lassen, aber im Hinblick auf die Gesamtentwicklung die notwendigen Förderimpulse zu geben.
1.3 Grundvoraussetzungen für gelingende Bildung:
Damit sich Kinder bilden können, brauchen sie eine verlässliche Basis, für deren Bereitstellung Erwachsene verantwortlich sind. Dazu gehören insbesondere sichere Bindungen zu Erwachsenen sowie ein Leben, das nicht von existenzieller Not durch Armut und Gewalt geprägt ist.
Sichere Bindungen als Basis für Bildung:
Um sich auf einen Dialog mit der Welt einlassen zu können, brauchen Kinder sichere Beziehungen zu Erwachsenen - sie brauchen Bindungspersonen. Diese finden sie in der Regel zunächst in der Familie. Sichere Bindungen zu Müttern, Vätern, Geschwistern und anderen Personen, die Erziehungsverantwortung übernehmen, bieten dem Kind eine Beziehung, auf die es bei seinen „Erkundungen der Welt" immer wieder zurückgreifen kann. Sie bieten dem Kind erste Interpretationen der Welt und prägen durch ihren Umgang die Einstellung der Kinder zu Lern- und Bildungsprozessen. Mit Eintritt in die Kindertageseinrichtung kommen andere Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher, später Grundschullehrkräfte als weitere Bindungspersonen hinzu.
(Quelle: "Leitlinien zum Bildungsauftrag von Kinderstageseinrich-
tungen"; Minesterium für Bildung, Wissenschaft, For-
schung und Kultur des Lendes Schleswig-Holstein)
1.1 Zur gesellschaftlichen Bedeutung von Bildung in
Kindertageseinrichtungen:
Bildung und Erweiterung der Bildung durch lebenslanges Lernen sind zentrale Grundlagen für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Die frühen Bildungsvorgänge der Kinder sind die Basis für spätere Bildungsprozesse Jugendlicher und Erwachsener. Kindertageseinrichtungen sind dabei in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag besonders bedeutsam. Sie sind die Bildungsinstitutionen, denen die Kinder zuerst begegnen.
Kinder werden mit neuen Anforderungen konfrontiert, die wir heute noch nicht kennen und müssen sich in immer neuen Lebenssituationen zurechtfinden. Die Vorbereitung darauf, dass sich Lebensbedingungen ständig wandeln, ist eine grundlegende Aufgabe zukunftsorientierter Bildungsinstitutionen. Sie unterstützen Kinder darin, Zutrauen in eigene Lernfähigkeiten entwickeln und Lern- und Problemlösekompetenzen zu erwerben.
Um diese Zukunftsaufgabe bewältigen zu können, sind Kindertageseinrichtungen aufgefordert, Bildungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen, so dass jedes Kind individuell gefördert und begleitet wird. Nur so können Begabungen erkannt und gefördert sowie Entwicklungsrückstände aufgeholt werden. Der Schuleintritt ist dafür ein zu später Zeitpunkt. Es gilt vielmehr, die Bildungsprozesse von Kindern schon früh auch außerhalb der Familien zu unterstützen.
1.2 Zum Bildungsverständnis in Kindertageseinrichtungen:
Bildung beginnt mit der Geburt. Von Anfang an setzen sich Kinder aktiv und neugierig mit der Welt auseinander und entwickeln nach und nach ein Verständnis von Zusammenhängen. Mit fortlaufendem Alter erweitern, differenzieren und erneuern sie ihr Bild von der Welt.
Bildung vollzieht sich dabei in komplexen Zusammenhängen. Kinder entwickeln ihre Fragen aus Alltagszusammenhängen heraus, die immer gleichzeitig verschiedene Lernherausforderungen beinhalten. „Keine Alltagssituation trägt die Aufschrift: Hier handelt es sich um eine soziale, emotionale oder motorische Lernaufgabe. Jeder muss selbst herausfinden, welche Fähigkeiten er einsetzen kann, um Lösungen für alltägliche Aufgaben zu finden" (Schäfer 2003, S. 32). Kinder entdecken die Welt ganzheitlich. In der Vielfalt des Alltags lernen sie zu sprechen, Probleme kooperativ zu lösen, gute Beziehungen zu anderen Kindern und Erwachsenen aufzubauen, mathematischen und naturwissenschaftlichen Fragen nachzugehen, nach dem Sinn des Lebens zu fragen und mehr. Vieles erschließen sie sich dabei über das Spiel, das in der Kindheit ein zentrales Bildungsmoment darstellt. Kinder machen sich „über ihre Sinneserfahrungen und ihr Handeln ein Bild von der Welt, entwickeln innere Strukturen, auf denen alles spätere Denken und Fühlen der Kinder aufbauen wird. „.Aneignung von Welt' ist eine Aktivität der Kinder, die niemand für sie übernehmen kann" (Lae-wen/Andres 2002 Seite 40). Bildung ist damit vor allem Selbstbildung.
Dieses Verständnis von früher Bildung als Selbstbildung geht mit einem Perspektivwechsel der pädagogischen Arbeit einher. Während Bildungseinrichtungen bislang häufig fragten, wie Erwachsene Kindern etwas vermitteln können, gilt es unter diesem Blickwinkel eher zu fragen, welche Bedingungen Kinder brauchen, um selbst Fragen stellen und Antworten suchen zu können. Das hat unmittelbare Konsequenzen für die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher. Ein solches
Bildungskonzept verlangt von den Erwachsenen die Bereitschaft, Offenheit und Kompetenz, differenziert und sensibel zuzuhören und zu beobachten sowie den Kindern individuell neue Bildungsthemen zuzumuten.
„Unter Selbstbildung verstehen wir die Tätigkeit, die Kinder verrichten müssen, um das, was um sie herum geschieht, aufnehmen und zu einem inneren Bild ihrer Wirklichkeit verarbeiten zu können. Wenn sie das nicht tun, sind wir als Pädagogen machtlos. Gehen wir von dieser Tätigkeit der Kinder aus, setzt das voraus, dass wir wissen, was in den Köpfen der Kinder vor sich geht. Das erfahren wir aber nur, wenn wir uns mit ihnen darüber verständigen" (Schäfer, klein & groß 04/04, S. 7).
Ein solches Bildungsverständnis bedeutet allerdings nicht, dass die Rolle der Erwachsenen gering zu achten ist, sondern erfordert im Gegenteil eine sorgfältige Planung und Begleitung durch sie.
Dabei ist die Bandbreite der Entwicklungsprozesse in früher Kindheit groß. Einige Kinder können sich schon gut bewegen und laufen, aber sich nur mit wenigen Lauten ausdrücken. Andere Kinder hingegen können schon sprechen, aber noch nicht laufen. Wenn sich solche unterschiedlichen Entwicklungen in einem bestimmten zeitlichen Korridor vollziehen, ist das kein Problem. Die Kinder verlagern ihre Aufmerksamkeit und ihre Interessen und holen Entwicklungen nach. Erzieherinnen und Erzieher erleben in allen Bereichen deutliche individuelle Unterschiede. Das pädagogische Können besteht darin, dem Kind seine spezifischen Lerninteressen und Zeitbedürfnisse zu lassen, aber im Hinblick auf die Gesamtentwicklung die notwendigen Förderimpulse zu geben.
1.3 Grundvoraussetzungen für gelingende Bildung:
Damit sich Kinder bilden können, brauchen sie eine verlässliche Basis, für deren Bereitstellung Erwachsene verantwortlich sind. Dazu gehören insbesondere sichere Bindungen zu Erwachsenen sowie ein Leben, das nicht von existenzieller Not durch Armut und Gewalt geprägt ist.
Sichere Bindungen als Basis für Bildung:
Um sich auf einen Dialog mit der Welt einlassen zu können, brauchen Kinder sichere Beziehungen zu Erwachsenen - sie brauchen Bindungspersonen. Diese finden sie in der Regel zunächst in der Familie. Sichere Bindungen zu Müttern, Vätern, Geschwistern und anderen Personen, die Erziehungsverantwortung übernehmen, bieten dem Kind eine Beziehung, auf die es bei seinen „Erkundungen der Welt" immer wieder zurückgreifen kann. Sie bieten dem Kind erste Interpretationen der Welt und prägen durch ihren Umgang die Einstellung der Kinder zu Lern- und Bildungsprozessen. Mit Eintritt in die Kindertageseinrichtung kommen andere Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher, später Grundschullehrkräfte als weitere Bindungspersonen hinzu.
(Quelle: "Leitlinien zum Bildungsauftrag von Kinderstageseinrich-
tungen"; Minesterium für Bildung, Wissenschaft, For-
schung und Kultur des Lendes Schleswig-Holstein)
Kerstinb - 29. Jan, 13:06